Theorie der Langeweile (trudi.sozial) - theory of boredom
  Intro   Hintergrund im Bilde

Garantiert kein Club! Keine Party!
Loc: Allerheiligenstr. 7, 60313 Frankfurt

 
 

Aufklärung tut not

judithn: how can one become bored in face of the club?

Judy (29): "Wie kann man sich nur angesichts des Clubs langweilen?."

stb: the club is on the border of boredom therfore a crisis

Stefan (37): "Der Club bildet die eigentliche Gränze der Langeweile; dadurch ist er in sich krisenhaft"

btina: the crisis is the ground for your decision. You have to become decisive to become bored

Btina (34): "Die Krise ist konstitutiv für die Moderne und ihre Grundstruktur der Entscheidung. Erst wenn man aufgrufen ist, sich zu entscheiden, kann man sich auch langeweilen."

Warum ist "Langeweile" zum einem Schlachtfeld innerhalb der Auseinadersetzung um Moderne und Postmoderne geworden?
Was gilt es zu verstehen, zu rechtfertigen, zu vertreiben oder auszuhalten?
Warum gibt es die Forderung die Langeweile müsse ausgehalten werden, um Produktivität zu ermöglichen?
Was lässt einen an diesem Topos unbefriedigt zurück?

Im mittelalter galt die langeweile als sünde, weil sie die frage provozierte, wie man sich angesichts gottes langweilen könne.
Nachdem dieser für tot erklärt wurde, stellt sich für uns mit gleicher vehemenz die frage, wie man sich angesichts des clubs langweilen könne.

In der tat dürfte es - ohne übertreibung - keinen club, keine party, kein event und überhaupt keinen gegenstand der kultur geben, der hinnehmen könnte für langweilig zu gelten. Alles und alle wollen immer, andauernd zu jeder zeit und in jeder hinsicht aufregend und interessant sein, - was als ganzes genommen schon wieder langweilig sein kann.

Langeweile gegenüber dingen zu empfinden kann aber nur als erste und oberflächliche stimmung verstanden werden, die hinüberführt in eine tiefe und existenzielle form der langeweile, und als solche eine grundkonstante
der moderne. Nicht ein beliebiger gegenstand oder eine situation ist langweilig, sondern die welt und das leben als ganzes. Sie drohen in der langeweile unterzugehen.

Trotzdem kann die langeweile nicht insgesamt negativ begriffen werden,
sondern birgt in ihrem kern auch die möglichkeit sich und die welt neu zu
begreifen. Wenn einem nicht ab und langweilig würde, würde man
wahrscheinlich immmer so weiter machen, wie bisher.

trudi.sozial möchte diese dialektik der langeweile mit seinen gästen an den
kommenden abenden erörtern. Dazu stehen wie immer quellen und materialien
zum sachgebiet zur verfügung. Neben spontanen musikaufführungen können auch
kunstwerke entstehen.

Anregung und Fragen

[20.5.03] Traf heute meine Nachbarin Ute auf der Straße und sprach mit ihr über das Thema Langeweile. Gemeinsam stimmten wir darin überein, daß es jede Menge Langeweile geben müsse, die aber nicht wahrgenommen werde. Dann aber meinte sie, es wäre doch schön, wenn diese Langeweile richtig genutzt würde, so sich aufs Land zurückziehen, um sich der Kontemplation hinzugeben.

Aber was gibt es denn heute noch zu kontemplieren, in der Bedeutung des Begriffs, der wohl aus dem Mönchsleben kommt, Versenkung in Gott?

Wenn ich mich in etwas zu versenken hätte, dann vielleicht in die Frage, ob ich mir eher eine Nikon Coolpix 4300 oder eine Sony Cybershot P8 kaufen sollte. Kann es überhaupt in einer Welt der Immanenz noch einen Gegenstand geben, der der Kontemplation wert wäre?

Ist dir langweilig?
 

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© multi.trudi 2003