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Interview mit Schmidl & Haas (01/1998)

beginning of multi.trudi

 

Florian Haas & Martin Schmidl: Was ist "multitrudi"? Ist das ein Treff, eine Bar oder ein multitrudi?

Stefan Beck: Zuerst einmal ist es ein Ort wo Leute unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen.

Ich habe das zum ersten Mal in der "Sake-Bar" bei "Arosa" (Kunst/Medienprojekt Frankfurt a.M.) ausprobiert und daran Geschmack gefunden. Mich hat immer interessiert, welche ästhetischen Ziele, Vorgaben oder Praktiken bringen Leute mit, die sich auf einem Feld bewegen, das nicht zum eigentlichen Kunstfeld zugehörig ist? Wie kann ich damit umgehen? Wie erleben die so eine Situation? Wie erlebe ich das?

"Multitrudi" richtet sich an ein Publikum, das über das hinausgeht was normalerweise von einer Galerie angesprochen wird. Was die Sache auch schwierig macht. Wenn zum Beispiel Kunstwerke dort zu sehen sind, dann werden sie manchmal als solche gar nicht erkannt.

Der ursprüngliche Gedanke stammt aus Japan, mit seiner Platzenge - zu wissen, daß es tausende von kleinen Objekten in Tokyo gibt, die geradezu übereinandergestapelt sind. In den Vergnügungsvierteln gibt es Häuser wo 20 Bars drin sind. Aussen befinden sich Laufschriften, die anzeigen: Soundso Bar im dritten Stock. Für mich war das dort so: Ich wußte gar nicht wo ich hingehen sollte. Ich bin einfach durch die Straßen gelaufen. Überall in den Häussern waren kleine zimmergroße Apartements mit einer kleinen Bar. Sozusagen ein mikroskopisches Angebot.

Ich wohne in der Wallstraße in Frankfurt, die schon relativ dicht bepflastert ist mit Kneipen. Man muß sich dann vorstellen, die Häusser hätten alle sechs Stockwerke und in jedem Ding wären zwei oder drei Bars auf jedem Stockwerk. Es gibt Gegenden in Tokyo wo sich dieses Phänomen über die Größe des Frankfurter Bahnhofviertels hinzieht. Das ist eine unglaubliche Dichte und Verkleinerung des eigentlichen Objektes.

Mich hat ein ganz kleiner Raum interessiert, der zwei oder drei oder maximal zehn Leute beherbergt. Weil das für mich einen Laborcharakter hat. Es ist sehr schwer sich im "multitrudi" zurückzuziehen. Der Ort ist aus dem Gedanken entstanden so eine Art Spionage zu betreiben. Was ich natürlich gerne auch immer weitergebe. Wenn wenige da sind und ich kenne die Leute, dann stelle ich sie einander vor. Obwohl das auch immer wieder mit Verwunderung aufgenommen wird: Was, in einer Kneipe wird man einander vorgestellt?

Einzelinitiativen sind erst mal kleine Zellen, die sich irgendwo bilden und dann gewissermaßen autark für sich bleiben. Ich finde das gar nicht so schlecht. Es müßte einfach noch mehr von den Dingern geben. Solange es nur hier und da und dort so etwas gibt, hat das natürlich den Charakter wie die Planeten des "kleinen Prinzen". Man hüpft von Einem zum Anderen und entdeckt irgendwelche Sonderlinge, die da hausen.

multi.trudi heim