48h Japan - Freitag (17.12. 1999)

Mein Bett in der Ecke unter dem Fenster neben dem Getränketisch. Oben auf der Fensterbank meine Verpflegung. Brot, Butter, Käse und der Wasserkocher.

Morgens die letzen Einkäufe erledigt, beim Norma Instant Kaffee, Müsli, Milch, Schokolade, festes Brot beim Bioladen. Meine weitere Verpflegung ist durchaus ungesichert. Iris hat mir abgesagt, Essen ins multi.trudi zu bringen, weil sie schon ihren Freund verköstigen müsse. Das muß eine wahres Vielfraß sein.

Gabi Juvan, mit der ich zuletzt in Toyko war, ist tagsüber das ganze Wochenende unterwegs, nur Petra Schröder hat sich bereit erklärt mir am Samstag mittag warmes Essen zu bringen. Ich will dort draussen nicht bloß von Instantnudelsuppe leben müssen. Fahre noch auf den Wochenmarkt am Südbahnhof. Es fängt dicht an zu schneien. Zuhause Tee getrunken. Mache mir Hähnchenfilets als meine "letzte" Mahlzeit. Es schneit immer dichter. Yutta ruft an, ob sie mich fahren soll, aber ich brauche draußen zur Sicherheit das Fahrrad.

Im dichtesten Schneetreiben in die Franziusstr. raus gefahren. Der Schnee liegt schon fingerdick. Aber ich komme an. Falte diese Art von zackigen japanischen Fähnchen, die von den Tempeldächern herabhängen. Sie werden aus einem Bogen Papier gefaltet, aber es brauchte einige Zeit bis ich herausgefunden habe wie es geht. Während ich mehrere von ihnen an der Dachtraufe von multi.trudi befestige fährt schon Yutta vor.

Und dann kommen gleich ganz viele Besucher: Andreas Kallfelz, Christian Pantzer, Station Rose und Rüdiger Carl, der den dänischen Musiker Sven Ake Johannson mitbringt. Der hat gerade im Kunstverein Fensterscheiben gekratzt. Bei mir darf er das nicht. Michael Geesmann schleicht sich rein und drückt sich eine Ecke. Und Goetz natürlich. Dann tauchen plötzlich Alba und Nico auf und bringen mir meine Kisten, die ich in Leipzig zurückgelassen habe. Damit hab ich jetzt überhaupt nicht gerechnet, noch drei Umzugskisten extra im multi.trudi unterbringen zu müssen. Wenigstens habe ich jetzt zusätzliche Unterwäsche.

Auf dem Fernsehen laufen meine Aufnahmen vom Festival für Solarfahrräder in Ogata Mura bei Akita. 1995 hab ich auf meiner ersten Japanreise Designstudenten von der HfG dorthin begleitet. Seit damals hab ich die Bänder nicht mehr angesehen. Musik gibts keine; stattdessen spiele ich das Audiosignal der Bänder über die Anlage ab.

Als schon fast alle gegangen sind erscheint noch Martina Schoder und bleibt bis 4:15. Beinahe wäre sie trudi of the month geworden.

Schließlich schlüpfe ich in meinen Schlafsack und drücke mich auf die Liege, die sich unterhalb des langen Fensters befindet. Mit dem Einschlafen geht es schwer; ich schrecke bei jedem Auto hoch, weil ich denke es könnten Gäste sein. Nahe am Boden und an der multi.trudi Außenwand hören sich die Wagen sehr viel aufdringlicher an als sonst. Der Verkehr ist selbst zu dieser frühen Morgenstunde erstaunlich rege. Irgendjemand hat etwas von einer Party bei einer Filmproduktionsfirma erzählt. Das kann ja nur Clay Art auf dem Thyssengelände sein. Bin enttäuscht, daß sie mich als Nachbarn noch nichteinmal einladen. Dabei hatte ich Jan noch letzte Woche gesehn.

Zeitplan

48h verteilen sich über drei Tage. Meine drei Reisen nach Japan lassen sich aber leider nicht genau auf die einzelnen drei Tage abbilden, weil ich in etwa gleich viel Bänder aufgenommen habe, der Freitag aber mit Beginn um 21:00 der kürzeste Tag ist.
Meine Aufstellung sieht dann so aus:

Japan 1995: Fr., 21:00 - Sa., 12:00

• Tokyo - Akita - Ogata Mura - Kashiwazaki - Takayama - Gifu - Okayama - Kurashiki - Hiroshima - Miyajima - Kyoto - Nara - Ise - Tokyo - Kamakura - Nikko - Tokyo.

Japan 1996: Sa., 12:00 - So., 2:00

• Tokyo - Kyoto (+ Kurama + Ohara) - Kurashiki - Uwajima - Yawatahama -Beppu - Hagi - Izumo Taisha - Niimi - Tsuyama - Nagi Cho - Okayama - Tokyo.

Japan 1999: So., 2:00 - So., 21:00

• Tokyo - Nagano - Nozawa Onsen - Bessho Onsen - Tokyo - Kyoto - Izushi - Fukuchiyama - Kyoto - Wakayama - Kawayu Onsen - Wakayama - Matsumoto - Tokyo.

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